Allein mit dem Rad durch Osteuropa
WDR5, Redezeit
Frank Poschmann ist 60 Jahre alt und radelt allein durch unbekannte Orte in Osteuropa. Rund 40 Tage lang ist er bei seinen Reisen in Osteuropa unterwegs – 1800 Kilometer lang; allein, ohne Handy, ohne GPS. Auch eine Unterkunft hat er vor Reisebeginn noch nie gebucht. „Auf meinen Reisen ins Unbekannte erlebe ich eine wunderbare Gastfreundschaft“, erzählt er. „Ukrainer, Albaner oder Slowenen laden mich für mehrer Tage in ihre Häuser ein, obwohl sie mich gar nicht kennen und ich deren Sprachen nicht beherrsche“. Er trifft auf bosnische Familien, die den Krieg erlebt haben oder auf Sinti und Roma, die in Armut leben und Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Als Deutscher sei es in manchen Gegenden immer noch schwierig, dort unterwegs zu sein. So etwa in Transnistrien. „Das Gebiet wurde von der Wehrmacht verwüstet. Ich habe dort das Kriegsmuseum besucht und wurde zwei Stunden lang skeptisch beobachtet. Ich habe dann versucht, in Kontakt zu kommen, habe mit Hilfe von Übersetzern meine antifaschistische Haltung deutlich gemacht. Die Leute im Museum waren sehr bewegt, haben geweint und mich zum Abschied umarmt.“ Diese Begegnungen erlebe er, weil er allein reise. „Das Alleinsein ist ein Glück“, so der Hohenlimburger. „Ich nehme meine Umgebung sehr intensiv wahr, die Sinne werden geschärft – Gerüche, Geräusche – ich fühle mich nah am Leben.“
Neugier genügt
11.05 Uhr – 11.30 Uhr
Sendedatum: 03.01.2013
Autorin: Ina Daniel